110 – Mexico Man
Morgens klopfte es an die Tür Wyatt Earps. Es war Reverend John Walker, der Hausherr. Er sah den Marshal und Doc Holliday am Fenster stehen und die Straße durch die Gardine beobachten.
»Guten Morgen«, grüßte er.
Die beiden erwiderten seinen Gruß.
»Glauben Sie immer noch, daß etwas an Ihrer Vermutung ist?« forschte der Geistliche.
Der Marshal zog die Schultern hoch und wandte den Blick nicht von der Straße.
»Das ist schwer zu sagen, Rev, wir müssen Geduld haben.«
»Ich muß gestehen, daß Sie sehr viel Geduld haben, Marshal.«
»Sie können überzeugt sein, Rev, daß ich früher sehr viel weniger geduldig war. Im Gegenteil, ich war sogar ein ziemlich unruhiger Bursche. Aber die Zeit hat mich gelehrt, Geduld zu üben. Ich habe das Warten bei den Indianern gelernt. Der alte Häuptling Rote Wolke hat einmal gesagt: Wer nicht warten kann, kann gar nichts. – Früher habe ich über diesen Satz gelächelt. Und es hat ziemlich lange gedauert, bis ich ihn richtig begriffen hatte.«
Der Geistliche blieb hinter den beiden stehen und blickte an ihnen vorbei auf die Straße hinunter.
»Es ist alles still in der Stadt. Ich habe nichts dagegen, daß Sie noch hier sind. Aber ich glaube, Sie vergeuden Ihre kostbare Zeit. Vielleicht braut sich inzwischen in einer anderen Stadt etwas zusammen, und Sie stehen hier bloß herum.«
»Das ist unser Risiko«, entgegnete der Marshal.
»Und wie lange gedenken Sie noch auszuharren?«
Da wandte der Missourier den Kopf.
John Walker blickte in ein hartes, tiefbraunes, markant gemeißeltes Männerantlitz, das von zwei dunkelblauen Augen beherrscht wurde.
In den Winkeln dieser gutgeschnittenen Augen saß ein kleines