251 – Camp der Verlorenen
11. Mai 1864, abends.
Die brennend rote Sonne taucht die Gesichter von 17 Reitern zum letztenmal in das Licht der Freiheit.
Staff-Sergeant Tracy Barnes ist mit 16 Männern der 7. Connecticut-Brigade und etwas über 300 Rindern unterwegs von Chatanooga nach Dalton in Georgia.
Tracy Barnes hat einmal gesagt – viele Jahre später – er hätte sich selbst umgebracht, wenn er jene Dinge, die ihm noch widerfahren sollen, vorher gewußt hätte.
Er lauscht und fragt sich, was die Schießerei da rechts zu bedeuten hat. Auch die anderen, die zum Teil abgesessen sind und sich die Beine vertreten, heben die Köpfe, hören das Stakkato der Schüsse.
»Henry-Gewehre«, sagt einer von links. »Tracy, was meinst du, üben die nur?«
»Hört sich nicht danach an, aber wer kann es wissen«, gibt Barnes zurück. »Das Kommando habe nicht ich, der Lieutenant ist zuständig, was die Beurteilung der Schießerei anbetrifft.«
Er blickt mit den anderen über die Mulde hinweg, in der dreihundert Rinder weiden, die sie nach Dalton treiben sollen, zur Armeeverpflegungsstation.
Vor der Mulde, auf dem Hügel, sitzt schlank und schmal Lieutenant Emmet Bonslick im Sattel seines Wallachs, und die Sonne scheint auf die zwei Haken über dem Koppelriemen, die im Tuch der Uniformjacke eingelassen sind. Jung ist er, dieser Emmet Bonslick, jung und ziemlich stolz. Bei Chancelorsville hat er sich seine ersten Sporen gegen die Südstaatler verdient, zu denen jeder Nordstaatler nur Rebs sagt – Rebellen.
Sicher ist er tapfer und sicher macht auch er sich über den peitschenden Klang der Schüsse vor ihnen Sorgen. Er blickt genau über den Schienenstrang hinweg, der in den Süden läuft.