110 – Drei-Dollar-Herde
»Vince – wach auf, Junge!«
Vince Pierce stöhnt schwer, fühlt, wie es lauwarm über seinen Hals in sein Hemd rinnt und hebt mühsam die bleischweren Lider. Vor ihm tauchen aus wogenden Schleiern zwei Gesichter auf, die sich wie ein Ei dem anderen ähneln. Es dauert fast eine Minute, ehe Pierce erkennt, daß er Valdez gleich zweifach gesehen hat.
Valdez trägt ein Tuch um den Kopf, das blutverschmiert ist, schüttet
Pierce das lauwarme Wasser ins Gesicht und sagt heiser:
»Mann, und ich dachte schon, dein Kopf hätte es nicht ausgehalten. Du hast eine Beule, groß wie zwei Hühnereier, Amigo. Hat dich ein Rind gestoßen?«
»Rind?« echot Vince und stiert in das satte Blau des Spätnachmittaghimmels. »Hol’s der Satan! Es war irgendein Kerl mit einem schwarzen Bart, der mir seinen Gewehrkolben an den Kopf donnerte! Ich hatte Natchum…«
»Ayeee!« stößt Valdez, der mexikanischer Abstammung ist, zischend hervor. »Natchum – du bist dir sicher?«
»Ja, er hat einiges von mir einstekken müssen.« Vince schnappt sich den Eimer, der noch halbvoll ist, und stülpt ihn sich über den Kopf. »Verdammte Brühe! Das ist ein Leben, was? Seit sechs Wochen stecken wir in diesem Streifen, den der Teufel erschaffen haben muß, und quälen uns mit störrischen Stieren herum, die schon zwei Pferde auf die Hörner genommen haben. Und dann schickt der Satansbraten Monk Chaplin seine rauhen Burschen her, damit sie uns die Arbeit einer Woche zunichte machen. Du traust ihm das doch zu, Encio?«
Valdez knirscht mit den Zähnen und nickt.
»Er ist ein Bravado, ein Bandit«, antwortet er. »Natürlich war er es. Warum