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Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.
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53 – Sieben Töchter und kein Geld

Nr.: 53
Veröffentlichung: 7. Februar 2023
Erscheinungsweise: alle 2 Wochen
Seitanzahl: 100
Autor: Leni Behrendt
Artikel-Nr.: 9783987574856
»Do – Re – Mi – Fa – So – La – Si!« schallte eine Baßstimme über den kleinen Bauernhof, auf dem es darob lebendig wurde. Die beiden Schweine, die voll Behagen auf dem Dunghaufen wühlten, sprangen grunzend zurück. Der Hahn krähte unwillig, die Hühner gackerten empört, der prächtige Truthahn kollerte wutentbrannt über diese unerhörte Störung, und dazwischen grollte der Baß des hünenhaften Mannes, der bei dem Spektakel unerschütterlich wie ein Fels inmitten des Hofes stand und so lange die Tonleiter sang, bis sie ein Echo fand. »Si – La – So – Fa – Mi – Re – Do –!« antworteten von allen Ecken die hellen und dunklen Notenköpflein und standen gleich darauf vor dem Sänger, der die blitzenden Augen über seine strammstehende Tonleiter huschen ließ. »Dolores, Regina, Mira, Fatme, Solveig, Lalia, Sidonie!« kommandierte er mit großem Stimmaufwand. »Rechtsum!« Ein einziges Klappern der derbbeschuhten Füßchen. »Marsch, marsch, Essen fassen!« In gleichem Schritt und Tritt, der einem strammen Grenadier Ehre gemacht hätte, marschierte die Tonleiter, teils Harke, teils Forke geschultert, zu der alten Linde und stand dort unbeweglich, bis die Kommandostimme Rühren gebot. Da erst flogen die landwirtschaftlichen Geräte von den Schultern, wurden aufgereiht in eine Ecke gestellt. Sieben fröhliche Mädchen huschten zu der Bank, die rund um die Linde lief, und nahmen dort geruhsam Platz, während der riesenhafte Vater in das Haus eilte. Bald darauf erschien er wieder bei der lustig schwatzenden Gesellschaft, stellte Schüsseln mit knusprig gebratenen Kartoffeln, mit Räucherspeck und dicker Milch auf den sauber gedeckten Tisch und ließ sich dann behaglich nieder. »Nun haut tüchtig rein«, ermunterte er und sah schmunzelnd zu, mit welch froher Lust es ans Schmausen ging. Er selbst füllte seinen Teller mit einer doppelten Portion, und es dauerte nicht lange, bis die Schüsseln restlos geleert waren. »Satt?« fragte er dann.

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