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Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.
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44 – Ich will dich nicht lieben!

Nr.: 44
Veröffentlichung: 4. Oktober 2022
Erscheinungsweise: alle 2 Wochen
Seitanzahl: 100
Autor: Leni Behrendt
Artikel-Nr.: 9783987570063
Ratternd und brausend fuhr der D-Zug in den Bahnhof des kleinen Städtchens. An den Wagenfenstern wurden die Köpfe gelangweilter Menschen sichtbar, die der kleinen Station kein Interesse abgewinnen konnten. Doch halt, es gab doch etwas Interessantes zu sehen, dort der Jagdwagen, der mit rasender Schnelligkeit dahinflog. Er hielt kaum vor dem Stationsgebäude, da sprang auch schon der Lenker des Gefährtes auf den Boden, warf dem hintensitzenden Boy die Zügel hin und eilte auf einen Herrn zu, der ihm lächelnd entgegenkam. Ganz der alte Henner, stellte dieser fest, als er den Freund auf sich zukommen sah. Die lange, hagere Gestalt mit den eckigen Bewegungen, die Schultern hochgezogen, den Hut nach hinten geschoben, die Hände in den Taschen – so stiefelte er mit Riesenschritten auf den Angekommenen zu. Das ebenfalls hagere Gesicht mit der langen Nase darin strahlte vor Wiedersehensfreude. Und wahrhaftig, er hatte Tränen in den hellen Augen, als er die Schulter des Freundes mit festem, hartem Griff umfaßte. »Siegmar, alter lieber Kerl, endlich! Ich habe schon nicht mehr zu hoffen gewagt. Sechs Jahre warst du fort, mein Alter, eine unendlich lange Zeit für einen Menschen, der wartet.« Der Freund konnte nicht sprechen, er schlug ihm nur auf die Schulter und erwiderte den Händedruck. »Ich habe diesen Wagen absichtlich gewählt, Siegmar; wird dir lieber sein als die Galakutsche mit Kutscher und Diener in Livree. Auch sind wir so ungestörter, und ich glaube, wir haben uns wirklich etwas zu sagen. Erst jetzt bemerkte der Graf den Diener, der in respektvoller Entfernung hinter ihnen her ging. »Ei, sieh da, Sie alter Getreuer, immer noch auf dem Posten?« Er schüttelte dem Bedienten fast die Hand aus dem Gelenk, und dieser strahlte vor Freude. »Ich bin froh, daß wir wieder hier sind, Herr Graf.« »Glaube ich Ihnen ohne weiteres, Heinrich«, meinte Lehnherr.

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