125 – Wenn ihr füreinander bestimmt seid…
Es war früh am Morgen. Auf der Oberländer Alm lud Toni die Lebensmittel in seinen Rucksack und füllte Bellos Packtaschen. Sebastian und Franziska saßen auf der Bank und tranken ein Glas frische Milch. Sie warteten. Die Kirchenglocke von Waldkogel schlug, es war kurz vor acht Uhr.
»Mei, heut’ lässt sich der Fellbacher aber Zeit! Wenn er jetzt nicht bald auftaucht, dann kommen wir zu spät in die Schule«, brummte Sebastian.
»Er wird schon kommen, Basti!«, sagte Franziska, die mehr Geduld hatte als ihr älterer Bruder.
Toni richtete sich auf und schaute auf seine Uhr.
»Der Basti hat Recht, Franzi. So spät hat euch der Fellbacher noch nie abgeholt. Vielleicht hat er eine Autopanne. Wenn er nicht bald kommt, dann fahre ich euch in die Schule.«
Es war ein weiter Weg, von der Berghütte über die Oberländer Alm hinunter, nach Waldkogel in die Schule, den Sebastian und Franziska jeden Tag zurücklegen mussten. Damals, als ihre Eltern bei dem tragischen Unfall am Hang des »Höllentors« ums Leben kamen, hatten Toni und Anna die beiden als Pflegekinder aufgenommen. Später adoptierten sie die beiden. Die Behörden in Kirchwalden hatten Toni und Anna nur die Pflegeelternschaft zugesichert, nachdem eine Regelung getroffen worden war, wie die beiden täglich von der Berghütte die Schule in Waldkogel erreichen konnten. Bürgermeister Fellbacher, Tonis Vater Xaver Baumberger und Toni fuhren die beiden Schulkinder abwechselnd von der Oberländer Alm ins Tal und brachten sie am Nachmittag wieder herauf. In dieser Woche war der Bürgermeister mit dem »Taxidienst« an der Reihe, wie es Sebastian nannte.
Tonis Handy klingelte.