42 – Wo ist dein Vater, Vreneli?
Maria Steidlinger sah ihre junge, bildhübsche Schwägerin Verena entsetzt an. Und dann stieß sie hervor: »Warum bist du nicht mit Johannes gegangen, wenn du wusstest, dass du ein Kind von ihm erwartest, Verena?«
»Ich hab’s halt nicht fertiggebracht, Maria.« Verena sah Maria unglücklich an und strich sich mit einer verloren wirkenden Bewegung das wilde schwarze Haar aus dem Gesicht. »Ich konnte nicht einfach mit ihm nach Amerika gehen. Er weiß doch nichts davon, dass ich ein Kind erwarte. Nein, sicher wäre er hiergeblieben. Aber irgendwann hätte er mich dafür verantwortlich gemacht, dass ich seinem Glück im Wege gestanden hätte. Versteh mich doch, Maria! Es war unmöglich, es ihm zu sagen. Und dann – heiraten, nur weil ein Kind unterwegs ist? Was wäre das für eine Ehe, wenn die Liebe gestorben wäre? Und die Liebe wäre gestorben, wenigstens seine. Er hatte doch so große Zukunftspläne! Außerdem will er mich doch zu sich holen, wenn er erst in Amerika Fuß gefasst hat.«
»Aber – ihr hättet doch heiraten können, ehe er ging. Dann wäre alles viel einfacher gewesen.«
»Ich werde es ihm schreiben, Maria. Ich werde ihm schreiben, wenn er Vater geworden ist. Und ich werde ihn bitten, mich nicht zu vergessen. Aber erst soll das Kind einmal auf der Welt sein. Johannes soll unbelastet bleiben. Ich kann sehr gut für mich selbst sorgen, weißt du?«
»Trotzdem!«, beharrte Maria Steidlinger und sah Verena unsicher an. »Es gibt heutzutage viele Frauen, die so denken wie du. Ich aber stehe auf dem Standpunkt, dass ein Kind nicht nur