58 – Was immer auch geschieht
»Guten Morgen, Herr Dr. Winter – arbeiten Sie heute etwa nicht?« Die hübsche junge Frau hinter der Kasse lächelte freundlich bei ihrer Frage. Sie hatte sanft gewellte blonde Haare, die sie halblang trug, und ein klares offenes Gesicht, in dem vor allem die wachen blauen Augen auffielen.
»Guten Morgen, Monique«, antwortete Dr. Adrian Winter, der sich entschlossen hatte, seinen wöchentlichen Einkauf im Supermarkt an diesem Vormittag zu erledigen. »Doch, ich arbeite, aber ich habe heute Spätdienst.«
Sie sah sehnsüchtig durch die großen Schaufenster nach draußen.
»Dann können Sie ja das schöne Wetter genießen. Wie ich Sie darum beneide!«
Der Supermarkt war fast leer, Adrian war der einzige Kunde an der Kasse – deshalb hatte Monique Remberg Zeit, mit ihm ein paar Sätze zu reden. Meistens war das kaum möglich.
»Machen Sie in Ihrer Mittagspause einen kleinen Spaziergang«, riet er. »Bis dahin ist es doch nicht mehr lang.«
»Aber heute geht’s nicht«, seufzte sie.
»Das Baby?« fragte er, und sie nickte. Alle Kunden des kleinen Supermarkts wußten, daß Monique ein Baby hatte. Und sie wußten auch, daß sie mit dem Kind und ihrer jüngeren Schwester Anna in einer engen kleinen Wohnung wohnte. Offenbar lebten die Eltern nicht mehr, deshalb mußte sich Monique um Anna kümmern. Die junge Frau wurde allgemein dafür bewundert, wie couragiert sie ihr sicher nicht ganz einfaches Leben in die Hand genommen hatte. Sie war gerade zweiundzwanzig Jahre alt und mußte schon so viel Verantwortung tragen!
»Wie geht’s der Kleinen denn?« fragte Adrian, während er ihr einen großen Geldschein hinlegte.
»Gut, aber ich wünschte, Anna und ich