
261 – Bitteres Erbe
Eigentlich, denkt Sidney O’Neil, ist dieses Hallack in Nevada eine ganz friedliche Stadt.
Er betrachtet vom Abteilfenster des Zuges aus die Häuser im Blickfeld. Sie sehen im Scheine der Morgensonne rötlich aus. Es ist sehr früh an diesem Junitag, wenige Leute sind auf dem Bahnsteig zu sehen, hinten links stehen einige Lorenwagen mit Baumstämmen beladen auf dem Abstellgleis. Vorn rechts strecken drei oder vier Rinder ihre Mäuler durch die Holzlatten eines Viehwaggons und brüllen. Es werden wohl Bullen sein.
Die Frau an der Seite des Bahnhauses blickt aufmerksam den Zug entlang und erwartet wohl jemand.
Der Mann, der drüben aus dem Kartenverkaufsraum kommt, sieht sich noch aufmerksamer um. Er muß es sehr eilig haben, denn seine Blicke huschen hin und her. Sidney O’Neil betrachtet den Mann neugierig. Es ist ein schlanker, in einen dunklen Anzug gekleideter Mann mit einem runden, steifen Hut und spitzen Zugstiefeln, die leicht staubig sind. Es ist rötlicher Staub, und die Sonne ist gerade über den Dächern von Halleck aufgestiegen.
Nun hat ein Morgenrot viele Dinge für sich, aber der Mann, dessen weißes Hemd leicht angeschmutzt ist und dessen flinke Augen unablässig den Zug beobachten, hält sicher nicht viel von Morgenröte. Darum läuft er wahrscheinlich auch, denn vorn gibt einer der Leute der Western-Pacific schon das Abfahrtszeichen.
»Lester… Mr. Curtis, einen Augenblick!«
Der Mann zuckt so heftig zusammen, daß er seine Tasche um ein Haar fallen läßt. Dann aber dreht er sich mit einer Geschmeidigkeit um, die erstaunlich ist. Noch erstaunlich schneller ist seine rechte Hand, die unter die Jacke greift.
Doch erkennt er wohl noch rechtzeitig die Frau und zieht die Hand wieder zurück.