
157 – Tod und Tränen
Scott Wagoner zieht die Zügel an, beugt sich im Sattel vor und blickt hinunter auf das kleine armselige Nest. Es ist ein warmer Spätabend, Lichter flimmern herauf. Einige schattenhafte Gestalten wandern über die schmale Straße. Stimmen ertönen dumpf und leise.
Über Wagoners hartes Antlitz zieht ein flüchtiges Lächeln, das bitter und freudlos ist.
»Gut«, murmelt er, »gut.«
Mehr nicht. Ein schweigsamer, wortkarger Mann. Ein großer, schlanker und sehniger Mann mit schmalen Schultern, langen Beinen und schlanken festen Händen. Er ist so dürr und geschmeidig wie ein Wüstenwolf – und so gefährlich.
Er reitet in geheimem Auftrag.
Ein langer Weg liegt hinter ihm. Tausend Meilen und mehr. Und sein dunkelbrauner Stetson, die ärmellose Lederjacke und die derbe Hose sind von einer Staubschicht überzogen.
Im ledernen Gewehrschuh – vorn rechts am Sattel – steckt ein 44er Henry-Repetiergewehr. In der Halfter, halb verdeckt von der Lederjacke, ruht ein Walker-Colt.
»Wir brauchen Wasser, Alter«, murmelt er. »Bis zum San Pedro River ist es noch weit, schätze ich. Würde sonst ’nen Bogen um dieses Drecksnest machen.«
Mit einem Schenkeldruck treibt er das müde Pferd an. Langsam nähert er sich der Ortschaft, die er nicht kennt, die noch in Arizona, aber hart an der Grenze nach Mexiko liegen muss. Lässig sitzt er im Sattel und dennoch wachsam.
Dumpf ist der Hufschlag, leise jankt das Leder des Sattelzeugs.
Ein Mann, der sich langsam aus dem Dämmerlicht des Hügels löst und die schmale Straße vor sich liegen sieht.
Schmutzige, schadhafte Lehmhäuser stehen dicht an der Straße – primitive Behausungen, mit Rohr gedeckt. Halb nackte Kinder spielen im Dreck der