
409 – Dem Vater zugesprochen
Eintönig ratterte der Zug durch die Nacht. Im Schlafwagenabteil war die Luft stickig. Dr. Tobias Wolter lag hellwach auf dem schmalen Bett und ließ sich durchrütteln. Nicht nur die Unbequemlichkeiten dieser endlosen Fahrt nach Rom hielten ihn wach. Er dachte an Mark.
Würde sein elfjähriger Sohn sich mit Irma Hollweg während seiner Abwesenheit vertragen? Dr. Wolter hatte Irma das Versprechen abgenommen, daß sie sich bemühen wolle, Mark eine gute Mutter zu sein. Leider hatte der Junge sich bis jetzt ziemlich reserviert Gegenüber Irma verhalten.
Ach, sie werden sich schon zusammenraufen, wenn ich nicht da bin, tröstete er sich. Mark ist noch ein Kind und wird sich mit der neuen Lage bald abfinden. Schließlich kann ich es nicht ändern. Es ist nun einmal so.
Dr. Tobias Wolter war vor wenigen Wochen von Marks Mutter, Christiane Wolter, geschieden worden. Er, Jurist und Spezialist für internationales Recht, hatte Wert darauf gelegt, daß die Scheidung ohne Komplikationen über die Bühne ging. Christiane wollte unbedingt in ihren früheren Beruf als Schauspielerin zurückkehren. Sie hatte schon früher oft davon gesprochen und nun Ernst gemacht. Die Begegnung mit dem amerikanischen Regisseur Jim George gab den Ausschlag.