
408 – Zwei kleine Freundinnen
»So viele schöne Blumen«, bemerkte Agnes Hubmann voll Bewunderung. »Die sind am schönsten.« Sie deutete auf ein Rundbeet mit voll erblühten Narzissen, die in der warmen Frühlingssonne leuchteten.
»Mir gefallen die rosa Tulpen am besten«, piepste Heidi Holsten. »Gestern hab ich einen großen Strauß davon gepflückt. Schwester Regine hat ihn in eine Vase getan, die sie dann auf den großen Tisch in der Halle gestellt hat.«
»Darf ich auch welche von den Blumen pflücken?«, fragte Agnes.
Mit ihren fünf Jahren war sie ungefähr im gleichen Alter wie Heidi, aber im Gegensatz zu dem kleinen blonden Mädchen aus Sophienlust, das vor Gesundheit nur so strotzte, wirkte Agnes schmal und blass. Daran vermochten auch die dichten, leicht gelockten hellbraunen Haare und die dunklen Augen nichts zu ändern.
»Nein, du darfst bei uns keine Blumen pflücken«, rief ein etwa siebenjähriger Junge unfreundlich aus, bevor Heidi noch eine Antwort geben konnte. »Du gehörst nicht zu uns, du bist bloß zu Besuch da.«
»Sei nicht so neidisch«, wies Henrik von Schoenecker den Jungen zurecht. »Bevor Agnes nach Hause fährt, bekommt sie einen Strauß Märzbecher von uns. Ich werde die Blumen selber abschneiden.«
»Das darfst du nicht«