
110 – Das Findelkind aus Indien
»Henrik, warum bist du eigentlich heute Morgen so zappelig?«, fragte Denise von Schoenecker ihren neunjährigen Sohn. Es waren noch Ferien, aber ihr Sohn dachte gar nicht daran, zum Spielen in den Park zu gehen. Er lag in der großen Halle des schlossähnlichen Gutshauses auf dem Teppich und spielte mit einem Rennwagen. Immer wieder sprang er auf und lief hinaus, um gleich darauf zurückzukommen.
»Ich warte auf die Post«, antwortete Henrik. »Holger hat doch gestern angerufen, Mutti. Er hat gesagt, dass er mir eine Broschüre über die neue Autobahn, die sein Vater ihm geschenkt hat, schicken wird.«
»Das heißt noch lange nicht, dass diese Broschüre schon heute ankommen wird, Henrik. Manchmal dauert die Post zwei, drei Tage.«
»Auch von Maibach?«
Denise nickte. »Vielleicht hat Holger die Broschüre erst in den Briefkasten geworfen, nachdem dieser bereits geleert worden war.«
»Aber ich brauche sie ganz dringend, Mutti!«
»Warum denn?«
»Weil ich Vati die Autobahn zeigen will.«
Vor sich hin pfeifend kam Nick, Denises ältester Sohn, die Treppe herab. »Kommst du mit nach Sophienlust, Henrik, alter Knabe?«, fragte er gut gelaunt seinen Bruder.