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55 – Das Rätsel deiner Vergangenheit

Nr.: 55
Veröffentlichung: 20. Dezember 2023
Erscheinungsweise: alle 2 Wochen
Seitanzahl: 100
Autor: Vanessa Lane
Artikel-Nr.: 9783989367449
Jessica lehnte sich zurück, schloss die Augen, versuchte, sich ihre Mutter vorzustellen. Ihre Gedanken glitten immer wieder ab. Sie versuchte, alles aus ihrem Kopf zu bekommen, sie wollte nur noch spüren. Es war schwer, doch irgendwann versank sie in einen Zustand zwischen Tag und Traum. Sie geriet auf eine Gefühlsebene, in der der Verstand ausgeschlossen war. Und da war es plötzlich da, dieses unglaubliche Gefühl von Nähe und Wärme, das sie atemlos genoss, und dann durchzuckte sie ein tiefer Schmerz. Jessica wusste, dass sie mit ihrer Mutter verbunden war auf einer Ebene, die nur Seelen miteinander erreichen konnten. Seelen, die auf einer anderen Ebene ganz tief miteinander verbunden waren, es gab eine Seele, die in der Realität verwurzelt war, eine andere, die in der Zwischenwelt schwebte und verzweifelt darauf wartete, erlöst zu werden. Sie hatte davon gehört, es nicht für möglich gehalten, aber jetzt wusste Jessica, dass es so etwas wirklich gab. Ihre Mutter brauchte sie, doch sie hatte keine Ahnung, wie sie sie erreichen sollte. Jessica war zutiefst berührt, sie konnte kaum atmen, und dann zerriss sie dieser stechende Schmerz. Eine solche Verbindung gab es nicht unter Lebenden, nicht in dieser Intensität. Aber ihre Mutter war tot. Der weiße Schnee machte die kalte Nacht hell. Jessica saß am Fenster, in eine warme weiche Decke eingehüllt. Sie starrte hinaus in die kalte weiße Zauberwelt, auf die bizarr geformten nackten Äste der Bäume und auf die Schatten, die die Konturen verwischten. Jessica verspürte eine bleierne Müdigkeit und wusste doch, dass sie nicht einschlafen würde. Also machte es auch überhaupt keinen Sinn, sich ins Bett zu legen. Jessica wurde von der Vergangenheit eingeholt. Es war eine Vergangenheit, zu der sie überhaupt keinen Zugang hatte, die sie nicht voller Staunen betrachten konnte, sondern die begann, ihr Angst zu machen, weil es so viele Ungereimtheiten gab, aus denen sie sich kein Bild machen konnte.

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