106 – Einsames Herz
Toni stand im Juwelierladen und beobachtete ein junges Paar, das sich Eheringe aussuchte. Der alte Goldschmied bediente die beiden. Toni erinnerte sich, wie er seiner Anna den Ring an den Finger gesteckt hatte, und lächelte. Das junge Paar zahlte und verließ das Geschäft. Ferdinand Unterholzer brachte das Paar zur Tür. Er sah ihnen einen Augenblick nach, dann schloss er die Tür von innen ab und drehte ein Schild um, das innen an der Ladentür hing. Jetzt zeigte die Schrift nach außen. Der Text lautete:
Bin gleich zurück!
»So, jetzt haben wir Ruhe! Grüß Gott, noch einmal!«
»Ja, grüß Gott!«
Ferdinand Unterholzer lächelte Toni an. Er lud ihn ein, mit ihm nach hinten in die Goldschmiedewerkstatt zu gehen. Er bat Toni, sich zu setzen und schenkte ihm einen Kaffee ein. Toni verbarg seine Ungeduld. Was würde der alte Goldschmied ihm erzählen können? Seit Wochen erhielt die kleine Franziska in Abständen Briefe eines Unbekannten. Er unterschrieb die Briefe mit »Berni«, gab aber keinen Absender an. In jedem Brief lag ein kleiner Anhänger, den man an ein Armband hängen konnte. Toni und Anna hatten die größeren braunen Umschläge an Franzi geöffnet und darin einen goldenen Schornsteinfeger, ein Hufeisen, ein Herz und andere Anhänger gefunden. Durch die Verpackung hatten Toni und Anna geschlossen, dass die Schmuckstücke im Laden des Goldschmiedes in der kleinen Gasse in Kirchwalden gekauft sein mussten, denn nur er verpackte Schmuckstücke in solchen kleinen, ungewöhnlichen Schachteln. Toni und Anna hatten den Goldschmied schon vor einiger Zeit aufgesucht, um hinter den geheimnisvollen Schenkenden zu kommen. Unterholzer