2 – Als Vreneli wieder lachen lernte
»Mutti, im Tal unten scheint die Sonne noch nicht. Zuerst kommt sie wieder zu uns auf den Joch-Hof. Weil wir so hoch oben wohnen.« Die braunen Augen des kleinen Mädchens strahlten mit der Sonne um die Wette, die jetzt über dem Allgäu aufging.
Die junge Bäuerin Lisbeth Bernau lachte. »Ja, Vreneli, und am späten Nachmittag haben wir noch Sonnenschein, wenn es im Tal unten längst schattig ist.« Sie legte den Arm um die Schultern ihres Töchterchens. Wir haben es eben doch gut hier oben im Joch-Hof, auch wenn wir so einsam leben müssen.« Sie strich Vreneli über das weiche Haar. »Deinem Vater und mir macht das nichts aus, aber du solltest halt wenigstens einen Spielkameraden in der Nähe haben.«
»Ja, das wäre schön, Mutti. Aber es gibt ja keinen Hof in der Nähe. Macht nichts, ich habe ja Troll und Murri.« Vreneli sah zu dem großen braun-schwarzen Schäferhund. Er saß am Rand des Plateaus, auf dem der Joch-Hof stand. Ein Kätzchen sprang übermütig um Troll herum. Es wollte ihn zum Spielen verleiten. Aber dazu schien er jetzt keine Lust zu haben. Er streckte sich aus und genoß die Morgensonne.
Vreneli schmiegte sich an ihre Mutter. »Und dann wird ja bald das Brüderchen oder das Schwesterchen kommen, Mutter. Wie lange dauert es jetzt noch?«
»Vierzehn Tage, Vreneli. Das ist gar nicht mehr lange.« Lisbeth Bernau legte die Hand auf den hochschwangeren Leib.
»Strampelt das Baby wieder, Mutti?« fragte Vreneli. Ihre Augen leuchteten. Zaghaft streckte sie die Hand aus. »Darf ich es spüren?«
»Ja, Vreneli.« Die Mutter lächelte