11 – Sein Wunschkind
Mit verhängten Zügeln sprengte Ulrich Warner auf den Hof seines Elternhauses, einer Villa aus der Zeit der Jahrhundertwende, geheimnisvoll in dunkelgrüne Efeuschleier gehüllt.
Ulrich glitt aus dem Sattel. Liebevoll tätschelte er den Hals seines vierbeinigen Kameraden. »Brav, mein Schöner! Jetzt nur noch rasch abzäumen und trockenreiben, dann machen wir es uns gemütlich, du an der Haferkrippe und ich vor dem Kamin.« Er führte das temperamentvolle Pferd in den Stall und zuckte zusammen, als es unvermittelt den Kopf in den Nacken warf und unwillig wieherte. »Warum denn so nervös, Prinz? Was hast du? Was hat dich so erschreckt? Eine Maus, die im Stroh raschelt? Schauen wir doch einmal nach.«
Der dreißigjährige Junggeselle hatte ein leises Geräusch wahrgenommen. Vorsichtig näherte er sich dem Strohhaufen, der lose in einer Ecke lag. Da, irgendetwas rührte sich! Energisch griff Ulrich hinein.
»Aua!«, ertönte eine helle Stimme.
Der Mann wich unwillkürlich zurück, als habe ihn eine Viper gestochen.
»Wer versteckt sich denn da?« Mit schnellen Handbewegungen warf er das Stroh beiseite. Ein kleiner Junge war es, der sich im hintersten Winkel zu verbergen suchte. »He, Freundchen, was treibst du denn hier?« Ulrich packte das Kind am Arm und zog es in die Höhe. »Dich habe ich noch nie gesehen – wer bist du?«
Das hübsche Gesicht des etwa achtjährigen blonden Jungen verschloss sich. Der Mund wurde zum Strich. In den auffallend blauen Augen mischten sich Angst und Trotz zu einem Ausdruck, der Ulrich Warner ans Herz griff.
»Du brauchst dich doch vor mir nicht zu fürchten, mein Kleiner. Du wolltest dich hier bestimmt