
94 – Zuflucht in St. Johann
»Na, haben S’ aber Glück, daß um diese Zeit überhaupt noch jemand vorbeikommt«, sagte der Autofahrer.
Martin Berghofer nickte und ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten. Dabei strich er sich eine Strähne aus der Stirn. Ein Regentropfen lief ihm darüber, er wischte ihn fort. Seit Stunden goß es in Strömen, und er war bis auf die Haut durchnäßt.
»Ich weiß. Vielen Dank auch, daß Sie angehalten haben.«
»Eigentlich nehm’ ich ja keine Anhalter mit«, fuhr der Mann fort. »Aber als ich Sie da so stehen sah…, bei diesem Wetter möcht’ man ja keinen Hund vor die Tür schicken. Wo wollen S’ denn überhaupt hin?«
Das war eine gute Frage. Wohin? Egal, erst mal weg. Fort von den Leuten, die hinter ihm her waren. Irgendwohin, wo er in Sicherheit war.
»Nach St. Johann«, antwortete Martin.
»Himmel, da haben S’ ja noch einen ganz schönen Weg vor sich«, meinte der Fahrer und warf ihm einen skeptischen Seitenblick zu. »Und ganz ohne Gepäck?«
Die Frage hatte einen lauernden Unterton. Offenbar war ihm der junge Mann jetzt doch nicht so ganz geheuer. Was vielleicht auch kein Wunder war, um diese Zeit, nach Mitternacht, nur in Hemdsärmeln, naß wie eine Katze, die man ins Wasser geworfen hatte, und nicht einmal einen Koffer oder Tasche dabei.
»Das ist in der Pension«, schwindelte Martin Berghofer, der spürte, wie beunruhigt der Mann durch seine Gegenwart war. »Wissen S’, ich mach’ mit unserem Kegelklub ein paar Tage Urlaub. Heut’ morgen haben wir einen Ausflug gemacht, und ich hab’ dummerweise den Bus verpaßt. Wahrscheinlich haben meine Kameraden schon