
89 – Nie vergeß ich diesen Tag
»Sei bloß vorsichtig und nimm auf keinen Fall Anhalter mit!«
Hannelore Behringer schaute sorgenvoll ihre Tochter an, die am Küchentisch saß und sich das Frühstück schmecken ließ.
»Es passiert ja soviel heutzutage, da kann man gar nicht genug aufpassen«, fuhr die Mutter fort und seufzte tief auf. »Ach, eigentlich gefällt es mir überhaupt nicht, daß du so ganz alleine fahren willst.«
Jetzt war es die dreiundzwanzig-jährige Katja Behringer, die seufzte.
»Mama, jetzt mach mal halb-lang«, sagte sie mit einem Schmunzeln. »Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter, mit seinen Raubrittern und Wegelagerern. Was soll denn schon groß passieren?«
Hannelore ließ sich nicht beirren.
»Daß die Tina aber auch nicht mitfährt...!
Christina Bacher war Katjas Freundin. Die beiden jungen Frauen waren in einem Kaufhaus in Ulm angestellt, das in der Nähe des Domes stand. Ursprünglich hatten sie diesen Urlaub gemeinsam machen wollen, doch dann zog sich Tina eine schwere Sommergrippe zu und mußte die Fahrt, auf Anraten ihres Arztes, absagen. Wohl oder übel sah sich Katja gezwungen, alleine nach St. Johann zu fahren, wo sie ein Zimmer in der Pension Stubler gebucht hatte.
»Tina kann nichts dafür, daß sie krank geworden ist«, meinte die hübsche dunkelhaarige Frau. »Und ich verspreche dir, daß ich vorsichtig sein werde, nur auf belebten Rastplätzen halte und niemanden mitnehme.«
Hannelore Behringer sah sie mit einem mißlungenen Lächeln an.
»Na ja, ich weiß ja, daß du vernünftig bist.«
»Wer weiß?« schmunzelte Katja wieder. »Vielleicht lache ich mir ja da unten einen feschen Mann an. So’n richtigen Naturburschen, mit Krachledernen und Gamsbart am Hut.«
Die Mutter schlug die Hände über