
66 – Das Schicksal reist immer mit
»Grüß Sie Gott, Hochwürden.«
Die ältere Dame schaute Sebastian Trenker lächelnd an und reichte ihm die Hand.
»Frau Mertens, schön, Sie mal wieder bei uns, in Sankt Johann, begrüßen zu dürfen«, freute sich der Geistliche. »Sind S’ schon lang’ da?«
Die Begegnung fand vor dem Rathaus statt. Sebastian war gerade beim Bürgermeister gewesen, um mit ihm etwas wegen der kommenden Gemeinderatssitzung zu besprechen. Als er das Rathaus verließ, stand Adelheid Mertens vor ihm. In ihrer Begleitung befand sich ein junges Madel.
»Nein, nein«, sagte die rüstige Rentnerin, »heut’ morgen erst angekommen. Das ist übrigens Sonja, meine Nichte, die Tochter meines Bruders.«
Der Bergpfarrer begrüßte Sonja Mertens, die zwar auch lächelte, aber irgendwie einen unglücklichen Eindruck auf ihn machte.
»Na, dann herzlich willkommen im Wachnertal. Ich hoff’, Sie werden uns mal im Pfarrhaus besuchen.«
»Sehr gern’, Hochwürden«, lachte Tante Adelheid. »Ich hab’ die Kochkünste Ihrer Haushälterin in bester Erinnerung.«
Nach ein paar weiteren Worten verabschiedete sich Sebastian Trenker von den beiden Frauen und ging zur Kirche hinüber. Adelheid Mertens sah ihre Nichte an.
»Nun guck’ doch net so traurig«, meinte sie. »Der Herr Pfarrer muß ja denken, daß es dir hier überhaupt net gefällt. Man hat beinah’ wirklich den Eindruck, du wärst am liebsten gar net mitgefahr’n.«
Das hübsche Madel mit den blonden Locken schüttelte den Kopf.
»Das stimmt net, Tante Adelheid«, erwiderte sie. »Ich bin sogar sehr gern mit hergekommen. Es ist nur…«
Die alte Dame nickte wissend.
»Aha, Liebeskummer, net wahr?«
Sonja seufzte.
»Es wär’ ja alles halb so schlimm, wenn über diesen dummen Streit net uns’re Freundschaft in die Brüch’ gegangen wär’«, sagte