
401 – Ewige Sehnsucht
Max Trenker reichte Franz Behringer die Hand. »Jetzt wird’s aber Zeit, dass ich mich bei Ihnen bedank«, sagte der Bruder des Bergpfarrers. »Wenn Sie net gewesen wären …«
Der Münchner winkte ab. »Das war doch selbstverständlich.« Er zuckte die Schultern. »Eigentlich müsst’ ich mich bei Ihnen noch nachträglich entschuldigen.«
»Aber warum denn?«
»Na ja, weil ich Ihren Sohn mit in mein Versteck genommen hab. Ich hätt wohl eher schau’n müssen, wo seine Eltern stecken. Sie haben sich ja gewiss Sorgen gemacht.«
»Ich denk, ich weiß, warum du’s net getan hast«, bemerkte Sebastian. »Es sollt’ ja niemand wissen, dass du dich droben, in der Höhle am Teglerjoch, aufgehalten hast.«
Franz Behringer nickte. »Stimmt, ich hab ja auch immer noch die Befürchtung, dass Anne und ihr Verlobter mir auf der Spur sind.« Der Witwer ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken und seufzte schwer. »Ob ich jemals wieder in mein kleines Häusl kann? Und ein normales Leben führen?«
Diese Fragen waren nicht unberechtigt, hatte der Münchner doch ein schweres Schicksal zu erdulden.
Früher einmal hatte Franz Behringer ein anderes Leben geführt und sich nicht in Berghöhlen verkrochen. Er war Geschäftsführer in einem Münchner Hotel, glücklich verheiratet und Vater einer Stieftochter, die Ingrid, seine Frau, mit in die Ehe gebracht hatte. Viele Jahre waren sie eine harmonische Familie, voller Liebe und Respekt füreinander. Das endete jedoch, als Ingrid Behringer schwer erkrankte. Franz kündigte seine Arbeitsstelle und blieb fortan daheim, um die Kranke zu pflegen. Nach Ingrids Tod änderte sich das Verhältnis zu Anne Bergknecht, der Stieftochter. Plötzlich verlangte sie von ihrem