
400 – Wirbel um die Trachtenkönigin
Die Sonne war gerade aufgegangen, als Sebastian Trenker das Pfarrhaus verließ. Es war einer jener herrlichen Sommertage, an denen sich der gute Hirte von St. Johann gerne früh auf den Weg machte, um eine seiner geliebten Bergtouren zu unternehmen.
Wie immer hatte Sophie Tappert den Rucksack des Geistlichen gut bestückt, denn die Perle des Pfarrhaushalts hatte jedesmal eine fürchterliche Angst, daß sich Hochwürden auf einer seiner Wanderungen verirren und dabei verhungern könne. Dabei war diese Furcht völlig unbegründet, schließlich nannte man Sebstian nicht umsonst den »Bergpfarrer«. Wie kein zweiter kannte er sich dort oben aus, und bisher war er immer noch heil von seinen Touren zurückgekehrt.
Der Seelsorger schritt kräftig aus. In dem Dorf schliefen die meisten Menschen wohl noch, nur auf den Höfen ringsum wurde schon fleißig gearbeitet.
Auch auf den Almen waren die Senner und Sennerinnen schon damit beschäftigt, die Kühe und Ziegen aus den Ställen und Pferchen zu lassen, damit sie sich an den würzigen Gräsern und Wildkräutern sattfressen konnten. Dieses gesunde und natürliche Futter wirkte sich auf den Geschmack der Milch aus, aus der die Almenbewohner einen unvergleichlich guten Bergkäse machten.
Pfarrer Trenker war eine gute Stunde unterwegs, als er den Bauernhof der Familie Kronsberger vor sich liegen sah. Schon lange hatte er dort keinen Besuch mehr gemacht. Als er sich dem Anwesen näherte, bemerkte er eine Gestalt in der offenen Stalltür, die ihm bekannt vorkam. Beim näheren Hinsehen entpuppte sie sich als Dr. Elena Wiesinger, die junge Tierärztin von St. Johann.
»Servus, Elena, was machen S’ denn schon hier, in aller Herrgottsfrüh’?« rief er ihr zu.
»Ach, Hochwürden, fragen S’ besser net«, lachte die attraktive Frau.