
394 – Ich bin`s – deine Nichte Beatrice!
Mit einem ächzenden Laut ließ sich Maria Erbling auf den Stuhl sinken. Wieder mal das Rheuma, sie musste unbedingt Loisl aufsuchen und sich von der Salbe geben lassen, die ihr immer so gut half! Meistens, jedenfalls …
Die Witwe des letzten Poststellenleiters von St. Johann schaute aus dem Fenster. Oder hatten ihre Beschwerden einen anderen Grund? Draußen herrschte schönster Sonnenschein, und meistens traten die Schmerzen doch bei Regen und Kälte auf...
Maria kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, was ihre Schmerzen verursacht haben könnte, denn die Küchentür wurde aufgeschoben, und Beatrice kam herein.
Die junge Frau nickte ihrer Großtante stumm zu und setzte sich zu ihr. Brot und Butter standen auf dem Tisch, ein Päckchen Frischkäse und ein Glas Marmelade. Hertha hatte es ihr geschenkt, Marias beste Freundin. Früher hatte sie noch selbst Marmelade und Gelee gekocht, doch da lebte Johann Erbling noch.
Maria bemerkte den suchenden Blick des Madels. »Was ist denn?«
Beatrice zog eine Flunsch. »Gibt es keine Brötchen?«, fragte sie. »Und Wurst? Ein Ei zum Frühstück wäre auch nicht schlecht.«
Die Witwe schüttelte den Kopf. »Ein Ei, mitten in der Woche?«, entgegnete sie. »Es ist doch kein Sonntag. Außerdem sind zu viele Eier ungesund, ich muss an mein Cholesterin denken. Und Wurst gibt’s bei mir nur zum Abendbrot, das solltest’ inzwischen begriffen haben.« Maria seufzte innerlich. Seit fast zwei Wochen hatte sie nun ihre Großnichte, die Enkelin ihres verstorbenen Bruders Franz, zu Besuch.
Oder sollte sie besser sagen, solange war es her, dass sich Beatrice bei ihr eingenistet hatte?
Anders konnte sie es nicht