
393 – Die Ruhe vor dem Sturm
Der Altknecht vom Birknerhof klopfte an die Tür der Kammer, in der sein junger Kollege schlief. »Tobias, aufsteh’n!« Xaver Gerlach wartete eine halbe Minute ab, ehe er erneut anklopfte, diesmal härter, lauter. »Bist’ schwerhörig?«, rief er ungeduldig. »Jetzt aber raus aus den Federn, die Küh’ warten!«
»Ja, ich komm ja gleich«, antwortete Tobias Bachmann endlich.
Xaver wartete noch einen Moment, bis er es hinter der Tür rumoren hörte – ein sicheres Zeichen dafür, dass der junge Knecht tatsächlich aufgestanden war – dann schlurfte er nach draußen.
Dunst hing noch über dem Gesindehaus, in den frühen Stunden des anbrechenden Tages hatte es überraschender Weise ein heftiges Gewitter gegeben, riesige Pfützen auf dem Hof zeugten noch davon. Jetzt war die Feuchtigkeit noch deutlich zu spüren, und erst langsam setzen sich die Sonnenstrahlen gegen den Nebel durch, der über diesem Teil des Wachnertales lag.
Der Birknerhof stand an der Wetterscheide, während es hier regnete, herrschte in St. Johann und zum ›Höllenbruch‹ hin strahlender Sonnenschein, oder umgekehrt.
Xaver schob die Tür zum Stall auf, die Kühe muhten, ihre Euter waren prallgefüllt, und warteten darauf, gemolken zu werden.
Tobias kam endlich auch herein, er sah übernächtigt aus.
»Was ist denn mit dir los?«, fragte der ältere Kollege.
Der junge Knecht winkte ab. »Hab die halbe Nacht kein Auge zugetan«, antwortete er. »Erst am Morgen bin ich eingeschlafen.«
Xaver blickte ihn an. »Bist deswegen noch mal mit dem Motorradel los?«, wollte er wissen.
Tobias schrak zusammen. Hatte Xaver ihn etwa beobachtet? Und wenn ja, was wusste er?
»Hm«, brummte er. »Danach hab ich mich wieder hingelegt, und