
391 – Geister der Vergangenheit
Sebastian Trenker blickte Martin Engler mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Und das fällt dir jetzt ein? Dass da was schief gelaufen ist?«
Martin Engler machte ein verschämtes Gesicht. »Tut mir leid, Hochwürden«, antwortete er, »aber ich weiß keinen andren Ausweg mehr. Der Bub fehlt auf dem Hof an allen Ecken und Enden und die Franzi weigert sich, mitzuarbeiten, wenn ich dem Christian net die Hand reich. Und meine Resl, die spricht seit Tagen kein Wort mehr mit mir. Bitt’ schön, Hochwürden, helfen S’ mir! Ich entschuldige mich auch bei der Anna, und vor mir aus sollen sie und der Christian glücklich werden.«
Der gute Hirte von St. Johann konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Und was ist mit der Alm, die die Katja als Mitgift von ihrem Vater bekommt?«
Der Bauer winkte ab. »Ich hab meine Küh seit Jahren hier unten stehn«, meinte er, »und die Milch, die sie geben, ist net die schlechteste. Wenn’s sein muss, verzicht ich halt auf die Alm.«
Darum war es ihm eigentlich gegangen, um die Alm, die Katja Oberdorfer in die Ehe mit einbringen würde. Darauf hatte Martin Engler schon spekuliert, als die Bauerntochter und sein Sohn verlobt gewesen waren.
Doch plötzlich löste Katja die Verlobung und ging nach München. Den Duft der großen, weiten Welt wollte sie sich um die Nase wehen lassen, hatte große Pläne und Träume, aus denen aber allesamt nichts wurde; die Pläne scheiterten, die Träume zerplatzten wie Seifenblasen.
Völlig desillusioniert kehrte Katja in die Heimat zurück, wo sie versuchte, dort weiterzumachen, wo es vor ihrem Fortgang