
190 – Zu stolz, um ihn zu lieben?
Der Empfang der Stiftung für ›Kinder der Welt‹ fand im bischöflichen Ordinariat statt. Ottfried Meerbauer begrüßte an die hundertfünfzig Gäste. Als Schirmherr der Stiftung hatte der Bischof vor allem Leute eingeladen, von denen er sicher sein konnte, jede Menge Spenden zu bekommen, denn das Projekt unterstützte, wie der Name schon sagte, Kinder in aller Welt, half mit Stipendien und zahlte Schulgeld für die Ärmsten der Armen.
Sebastian Trenker gehörte zu den zahlreichen Helfern, die sich unentgeltlich in den Dienst der guten Sache gestellt hatten und den Bischof an diesem herrlichen Sommernachmittag unterstützten, genauso, wie Sophie Tappert, die Haushälterin des Bergpfarrers, die selbstverständlich das Kommando in der Küche übernommen hatte und mit köstlichen Kuchen und lecker belegten Schnittchen wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beitrug.
Inzwischen war das Gröbste geschafft, und Ottfried Meerbauer wischte sich verstohlen den Schweiß von der Stirn. Ein wenig erschöpft von dem ganzen Trubel, aber glücklich über den Erfolg, saß der Bischof im Garten des Ordinariats und erfrischte sich bei einem Glas Sekt, den ein namhafter Fabrikant gespendet hatte.
»Ich denk’, du kannst ganz zufrieden sein«, meinte Sebastian, der sich zu seinem Vorgesetzten gesellt hatte.
Ottfried lächelte.
»Das hab’ ich zum Teil auch dir und deiner famosen Frau Tappert zu verdanken«, erwiderte er. »Ohne eure Hilfe…«
»Schon gut«, winkte der gute Hirte von St. Johann ab, »Hauptsache ist doch, dass genug Geld zusammenkommt, um die segensreiche Arbeit der Stiftung fortsetzen zu können.«
Sebastian ließ seinen Blick schweifen. Viele der Gäste hatte er inzwischen begrüßt und ein paar Worte mit ihnen gewechselt, aber im Laufe des