
187 – Wer bist du, Fremder
Ria Stubler sah den Fremden, der vor ihrer Tür stand, fragend an.
»Wollen S’ zu mir?«
Die Wirtin der kleinen Pension in St. Johann hatte den ihr unbekannten Mann eher zufällig gesehen. Sie arbeitete im Garten und hatte einen Sack mit Abfall nach vorne vor das Haus tragen wollen. Der Mann hatte noch die Hand gehoben, um zu klingeln, als Ria um die Ecke kam.
»Grüß Gott!«, sagte er und lächelte sie an. »Ja, ich wollt’ fragen, ob bei Ihnen noch ein Zimmer frei ist.«
Die Wirtin musterte ihn. Der Unbekannte machte einen sympathischen Eindruck. Er trug einen Vollbart, wodurch sein wahres Alter nur schwer zu schätzen war, aber seine Augen schauten freundlich, und überhaupt hatte Ria ein untrügerisches Gefühl für Menschen, denen sie vertrauen durfte.
»Sie haben Glück«, antwortete sie. »Grad heut’ erst hat ein Gast stornieren müssen, weil es einen Trauerfall in seiner Familie gab. Das Zimmer ist noch frei. Wie lang’ wollen S’ denn bleiben?«
»Tja, ich weiß noch gar net genau… Vierzehn Tag’ vielleicht, wenn das geht?«
»Das lässt sich einrichten«, sagte Ria erfreut. »Genauso lange wollte der Mann nämlich eigentlich hier wohnen. Warten S’ einen Moment, ich mach’ Ihnen gleich auf.«
Sie verschwand wieder um die Ecke, ging durch den Garten zurück zur Hintertür und kam durch den Flur an die Haustür.
»So, bitt’ schön, kommen S’ herein, Herr…?«
»Florian Sommer«, stellte er sich vor.
Er hatte einen großen Koffer in der Hand. Ria fiel ein, dass sie nur einen kurzen Blick auf das fremde Auto geworfen hatte, das vor der Tür stand.
»Sie können sich später