
177 – Der Wilderer vom Kreuzerhorn
Der Bus aus der Kreisstadt hielt vor dem Hotel. Mit einem pfeifenden Geräusch öffnete sich die Tür. Es waren nur wenige Fahrgäste, die ausstiegen: eine ältere Frau, zwei junge Frauen und ein Mann, etwa Mitte zwanzig.
In der rechten Hand hielt er einen Rucksack, in der linken eine abgewetzte Lederjacke. Er hatte kurzes, dunkles Haar, die Augen in dem markanten Gesicht blickten müde, als er die Jacke zwischen die Riemen des Rucksacks schob und ihn sich auf den Rücken hängte.
Einen Moment stand er unschlüssig da, als wüßte er nicht, wohin er gehen sollte. Er schaute zur Kirche hinüber. Pfarrer Trenker war das einzige bekannte Gesicht aus der Heimat, das er in den letzten anderthalb Jahren gesehen hatte. Niemand sonst hatte ihn im Gefängnis besucht.
Thomas Burger holte tief Luft und ging dann die Straße hinunter, zum Dorf hinaus. Eine gute Stunde würde er laufen müssen, um den Hof zu erreichen. Wieder atmete er die würzige Bergluft ein.
Wie hatte er sich danach gesehnt!
Immer wieder hatte er sich den Duft von Blumen und wilden Kräutern in Erinnerung gerufen, wenn er abends alleine in seiner Zelle saß und aus dem vergitterten Fenster nach draußen schaute – in die Freiheit, die für ihn unerreichbar war.
Er erinnerte sich an den letzten Besuch des Bergpfarrers. Sie hatten wie immer in dem kleinen Raum gesessen, an dem kleinen Tisch, mit den zwei harten Holzstühlen. Diese Stühle waren so unbequem, als sollten Häftling und Besucher auch noch des letzten Komforts, in den paar Minuten, die sie Zeit füreinander hatten, beraubt