
172 – Nachhilfe in Sachen Liebe
»Und wie meinst’, soll ich das jetzt unserem Herrn Vater erklären?«
Florian Martens, ein großer, schlanker junger Mann, der gerade vor zwei Wochen seinen achtundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte, sah seinen fünf Jahre älteren Bruder Andreas fragend und beinahe flehend an.
Der hob nur die Schultern. »Frag mich mal was Leichteres, Brüderchen. Ich bin allerdings heilfroh, daß ich jetzt nicht in deiner Haut stecke. Vater wird ganz und gar nicht begeistert sein, daß du durchs Examen gefallen bist.«
»Ach, was du nicht sagst!« Florian zwang sich ein Lächeln ab. »Ob du’s glaubst oder net – das ist mir selbst längst klar!«
Die Brüder saßen sich im großen Wohnzimmer von Andreas’ gegenüber. Andreas war erst vor kurzem hier eingezogen, und im Gegensatz zu den anderen Zimmern war der Wohnraum bereits komplett eingerichtet. Drei Ledersofas umrahmten den großen Glastisch. In dem großen Wandschrank, auf den Florian blickte, wenn er an seinem Bruder vorbeisah, waren neben einer Menge Fachbücher auch ein großer Fernseher und eine teure Musikanlage untergebracht. An den Wänden hingen gerahmte Bilder, und die Halogen-Deckenlampe spendete helles Licht.
Andreas Martens stieß ein leises, beinahe lautloses Seufzen aus. Er sah seinem Bruder sehr ähnlich, wenngleich er sich gänzlich anders kleidete. Während Florian Jeans, Hemd und Lederjacke bevorzugte, trug sein Bruder stets maßgeschneiderte Anzüge.
»Wie hast’ es auch bloß soweit kommen lassen können?« fragte Andreas verständnislos. »Ich mein’, einerseits kann ich dich ja schon irgendwie verstehen. Ich weiß ja aus eigener Erfahrung, daß es erheblich Spannenderes gibt als Jura zu studieren. Aber andererseits hättest ja wenigstens ein bisserl was