
163 – Dem Himmel so nah
Thomas Lindner bog in die schmale Straße ein und hielt vor dem Haus Nummer 12 im Eichenweg. Aufatmend schaltete er den Motor aus und blickte zu dem kleinen Häuschen, über dessen Eingangstür ein Schild angebracht war. ›Pension Weißhaupt‹ stand darauf.
Der junge Kinderarzt stieg aus und nahm die Reisetasche vom Rücksitz. Er öffnete die Pforte und ging über den mit Platten ausgelegten Weg zur Tür. Rechts und links standen Büsche in voller Blüte, der Rasen leuchtete in einem saftigen Grün. Alles sah sehr gepflegt und gemütlich aus.
Thomas klingelte und eine Frau mittleren Alters öffnete ihm.
»Grüß Gott«, sagte sie. »Sie sind sicher der Herr Dr. Lindner aus München, net wahr?«
Der Kinderarzt nickte.
»Richtig. Frau Weißhaupt?«
»Die bin ich. Herzlich willkommen in Bad Reichenhall.«
Sie ließ ihn eintreten. Thomas dankte für die freundliche Begrüßung und folgte ihr durch den Flur in einen größeren Raum. In einer Ecke standen ein kleiner Tisch und Sessel, das breite Fenster bot einen freien Ausblick in den Garten, rechts war die Rezeption untergebracht.
»So, da haben wir den Schlüssel«, sagte die Wirtin und wandte sich zu der Tür neben dem kleinen Tresen. »Loisl, kommst’ mal und bist dem Herrn Doktor behilflich?«
Durch die Tür trat ein großer, breitschultriger Mann. Er trug ein kariertes Hemd und dreiviertellange Lederhosen. Ein grauer Bart bedeckte die untere Hälfte des freundlich dreinschauenden Gesichts. Er nickte dem Gast zu und reichte ihm die Hand.
»Weißhaupt.«
»Mein Mann«, bemerkte die Wirtin.
»Sehr erfreut, Herr Weißhaupt«, sagte der Arzt. »Ein hübsches Haus haben Sie.«
»Freut mich, daß es Ihnen gefällt«, meinte Alois. »Man muß aber