
160 – Wenn die Liebe fehlt …
Der gute Hirte von St. Johann saß an einem Bergsteig und schaute ins Tal hinunter. Tief unter ihm konnte er das Dorf sehen.
Sein Dorf, in dem er geboren und aufgewachsen war, das er nur für die Zeit des Studiums verlassen hatte, um schon bald wieder zurückzukehren und als Geistlicher für die Menschen, die er kannte und liebte, da zu sein. Zunächst als Vikar, später dann, nachdem sein Vorgänger Pfarrer Häusler in den Ruhestand gegangen war, hatte man ihn in sein verantwortungsvolles Amt eingesetzt.
Sebastian Trenker war glücklich, daß ihn das Schicksal nicht an einen anderen Ort verschlagen hatte. Das Wachnertal mit seinen Menschen war ihm von Kindheit an lieb und vertraut. Schon früh hatten er und sein Bruder Max Streifzüge durch die Berge unternommen. Sie hatten unwegsame Felsen überklettert, steile Wände erklommen und zu den Almhütten gewandert, die von einsamen Sennern fast das ganze Jahr über bewohnt wurden.
Bergpfarrer nannten ihn die Menschen im Wachnertal, eben weil er die Berge so sehr liebte und sich dort oben besser auskannte als sonst jemand. Bereits als junger Mann führte er Touristen auf Gebirgstouren und verdiente sich so das Geld für sein Studium mit einer Arbeit, die er nur zu gerne ausübte. Und diese Leidenschaft für die Berge hatte nie nachgelassen.
Freilich nahm Sebastian heute kein Geld mehr, wenn er jemanden mit hinaufnahm. Es machte ihm ganz einfach Spaß, den Leuten die Schönheiten seiner Heimat zu zeigen, und wer ihn begleitete, der bekam mehr davon zu sehen, als auf normalen Touren.
An diesem Morgen war der Geistliche