
150 – Lisa im Glück
Die beiden junge Frauen saßen vor der Mensa der Uni Würzburg und sonnten sich. Lisa Brinkmann und Heike Olthoff waren aus dem Seminar gekommen, hatten hastig ein schnelles Mittagessen verzehrt und waren wieder nach draußen geeilt, um die wärmenden Strahlen der Mittagssonne zu genießen.
»Was machst du denn in den Semesterferien?« fragte Heike ihre Kommilitonin. »Fährst du in Urlaub?«
»Urlaub?«
Die blonde Lisa schüttelte den Kopf.
»Den kann ich mir gar nicht leisten, bei dem bißchen Bafög. Und Oma kann ich nicht wegen Geld angehen, die hat ja nur ihre Rente.«
Heike seufzte.
»Ach ja, das liebe Geld! Wenn das net wär’, hätt’ man viel weniger Sorgen.«
Beide stammten aus nicht gerade begüterten Elternhäusern. Heikes Vater arbeitete in einer Fabrik als Schichtleiter, die Mutter ging nebenher putzen, um das Häuschen und das Studium der Tochter zu finanzieren.
Lisa Brinkmann hatte es sogar richtig hart getroffen. Ihre Eltern verstarben bei einem Verkehrsunfall, als sie gerade erst sieben Jahre alt war. Hannelore Brinkmann nahm die Enkelin bei sich auf und zog sie groß. Inzwischen waren vierzehn Jahre vergangen, die Großmutter war seit langem schon in Rente, und hätte sie nicht all die Jahre zuvor eisern gespart, wäre es Lisa kaum möglich gewesen, ein Studium zu beginnen.
Journalistin wollte sie werden, die hübsche Einundzwanzigjährige, mit dem niedlichen Gesicht, in dem zwei blaue Augen funkelten und blitzten, wenn sie lachte.
»Man müßte im Lotto gewinnen«, hing Heike weiter ihren Träumen vom Reichtum nach. »Oder wenigstens einmal im Preisausschreiben. So viele Leute gewinnen eine Weltreise oder eine Luxuskreuzfahrt, bloß weil sie irgendein albernes Kreuzworträtsel gelöst