
122 – Florian, unser rettender Engel?
Maren Bergstetter schob die vollbeladene Schubkarre aus dem Stall und rollte sie über den Hof zum Misthaufen, der neben der großen Scheune angelegt war.
Über den Bergen ging gerade erst die Sonne auf, die Kühe, eben gemolken, trotteten auf die Weide, und Branko, der Hofhund, lief aufgeregt zwischen ihnen hin und her.
Die junge, hübsche Bäuerin leerte die Schubkarre und schob sie in den Stall zurück. Ärgerlich warf sie einen Blick auf die Uhr. Dann ging sie kopfschüttelnd aus dem Stall, zum Haus hinüber. Dort öffnete sich im selben Moment die Tür, und ein Madl trat heraus.
»Entschuldige«, gähnte Anna. »Ich hab’ verschlafen.«
Maren sah ihre Schwester an. In ihrem Blick stand ein deutlicher Vorwurf.
»Das ist ja nix Neues«, sagte sie. »Jetzt brauchst’ auch net mehr zu kommen. Die Arbeit ist getan.«
Anna Bergstetter senkte schuldbewußt den Kopf. Dennoch regte sich Trotz in ihr.
»Mensch, reg’ dich doch net so auf«, rief sie. »Kann doch mal passieren, daß man sich verquatscht und dabei die Zeit vergißt.«
»Nur, daß es bei dir ein Dauerzustand ist«, entgegnete Maren. »Du amüsierst dich, und die ganze Arbeit bleibt an mir hängen. Kümmere dich wenigstens um das Frühstück.«
Anna zog einen Schmollmund und trollte sich. Maren betrat hinter ihr das Bauernhaus. Während die jüngere Schwester in die Küche ging, drückte die Ältere die Tür zur Schlafkammer der Mutter auf.
»Habt ihr euch schon wieder gestritten?« fragte Katie Bergstetter.
Die Bäuerin saß angezogen auf der Bettkante. Sie sah krank aus, obwohl ihr körperlich nichts fehlte. Die Seele sei es, hatte Dr. Wiesinger gesagt. Auch wenn Josef