
61 – Wie im Paradies
»Wie im Paradies«, sagte Jonas Horst träumerisch. »Nicht, Amelie?«
»Mhm«, antwortete sie. Sie saßen am Rande der Dünen von Maspalomas auf Gran Canaria und sahen auf den Atlantik hinaus, der an diesem Tag recht unruhig war. Weiße Schaumkrönchen tanzten auf den Wellen, die dicht hintereinander auf den Strand zurollten, um sich dann, wenn sie ihren höchsten Punkt erreicht hatten, zu brechen und schließlich, noch immer mit großer Kraft, auszulaufen. Viele Leute warfen sich ihnen entgegen, laut kreischend vor Vergnügen, und Amelie wünschte sich nichts sehnlicher, als sich ebenso unbeschwert zu fühlen.
Statt dessen saß sie hier und überlegte, wie schon all die Tage zuvor, wie sie Jonas endlich sagen sollte, daß sie sich trennen mußten. Er war ein so lieber Kerl, und sie wollte ihn nicht verletzen – aber er war nun einmal nicht der richtige Mann für sie. Er wollte am liebsten sofort heiraten, ein paar Kinder bekommen, ein eigenes Häuschen bauen, möglichst auf dem Lande, und dann nur noch für die Familie da sein.
Doch das war nichts für sie. Sie war erst fünfundzwanzig Jahre alt. Zuerst wollte sie die Welt erobern und sich vielleicht danach gemütlich einrichten. Oder auch nicht. Sie war neugierig auf das Leben, wollte es nicht jetzt schon verplanen.
Sie hatte es aufgeschoben. Jeden Abend hatte sie sich gesagt: »Morgen. Morgen rede ich mit ihm«, und auf diese Weise waren die Urlaubstage vergangen, und ihre Angst vor dem Gespräch war immer größer geworden.