
30 – Stunden der Ungewissheit
»Die Frankfurter Patientin, eine Bürgerin aus den USA, hatte sich bei ihrer Arbeit als Krankenpflegerin in Togo infiziert und das Virus mit nach Deutschland gebracht. Die Infektion wurde erst nach ihrem Tod festgestellt.« Einen Moment hielt Fee Norden inne und dachte über diesen tragischen Fall nach. Dann seufzte sie und faltete die Zeitung zusammen. »Die arme Frau. Sie hat ihre gute Tat mit dem Leben bezahlt.«
»Ein Risiko, das jeder von uns tagtäglich eingeht«, gab ihr Mann zu bedenken. »Schließlich wissen wir alle nicht, mit welchen Menschen wir es zu tun haben, woher sie kommen, mit wem sie Kontakt hatten.« Dr. Daniel Norden sah auf die Uhr und leerte seine Tasse Kaffee. Zeit, in die Praxis zu fahren.
»Auch richtig. Die Ärmste war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.« Fee hatte den stummen Wink verstanden und stand auf. Ihr Blick ruhte auf den Zwillingen Jan und Dési, die mit am Tisch saßen.
Die älteste Tochter Anneka absolvierte im Rahmen ihrer Ausbildung zur Erzieherin inzwischen ein Praktikum in einem Hort und musste erst später aufstehen. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wie ihr jüngster Bruder befand.
»Das Schicksal dieser armen Frau ist ein klarer Wink, dass wir alle im Bett bleiben sollten«, murrte der Teenager verschlafen und rückte die dunkel eingefasste Brille zurecht.