105 – Sprich mir nicht von Liebe
»Ihr Onkel hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt.« Dr. Daniel Nordens Stimme war leise, aber sehr ernst, als er dem Neffen des Unternehmers Johann Höppner gegenüberstand. »Die lichten Momente sind selten geworden. Er erwartet Sie.«
Edmund setzte eine betrübte Miene auf und nickte ernst.
»Ich finde es bewundernswert, wie Sie sich für meinen Onkel engagieren, obwohl er hier in der Klinik hervorragend aufgehoben ist.«
»Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Herr Höppner ist seit vielen Jahren mein Patient. Schon mein Vater behandelte ihn. Deshalb empfinde ich es als meine Pflicht, ihm in diesen schweren Stunden beizustehen. Aber Sie sollten jetzt wirklich zu ihm gehen. Später ist immer noch Zeit für ein Gespräch unter vier Augen.« Der Arzt nickte dem Medizinstudenten zu, der sich gleich darauf auf den Weg zur Intensivstation machte. Nur unter größten Schutzvorkehrungen konnte Edmund das Zimmer betreten, in dem sein Onkel dem Tod entgegendämmerte. Als er ans Bett des Sterbenden trat, öffnete der die Augen und blickte seinen Neffen überraschend klar an. Sogar ein Lächeln streifte sein Gesicht.
»Eddie, wie gut, dich noch einmal zu sehen. Setz dich doch«, flüsterte Johann mit schwacher Stimme.