
161 – Ihr Glück zerbrach am Neid der anderen
Roger schloß die dunkelgrün gestrichene Haustür hinter sich und seiner Frau Gabriele, dann nahm er ihr den schweren Wollmantel ab, der in der feuchten Nachtluft ganz klamm geworden war.
»Was für ein schöner Abend! Mit Sandra und Bernd ist es immer interessant«, meinte Gabi unterdessen und stieg ein paar Stufen hinab, die vom Flur direkt in die Küche führten.
»Kannst du dir vorstellen, daß es Menschen gibt, die keine Freunde haben?« fragte sie und schenkte zwei Gläser Wein ein.
»Beim besten Willen nicht«, pflichtete ihr Roger bei und ging nach oben ins Wohnzimmer, das sich im ersten Stock befand. Als sich seine Frau zu ihm gesellte, machte er sich gerade am Kamin zu schaffen. Das Prasseln und Knistern schaffte eine wunderbar gemütliche Atmosphäre in dem eleganten Raum. Genüßlich kuschelte sich Gabriele an Roger, der inzwischen auf dem hellgelben Sofa Platz genommen hatte. Nachdem sie mit den langstieligen Weingläsern angestoßen hatten, blickten beide eine Weile sinnend in die Flammen.
»Schade, daß wir keine Kinder haben können«, erklärte Gabi schließlich. »Aber es hat auch seine Vorteile.«
»Eine spontane Abendeinladung wäre schier undenkbar. Außerdem haben wir doch jetzt unser Baby, das Juweliergeschäft«, tröstete Roger sie zärtlich. Er wußte, wie sehr sie unter der endgültigen Diagnose der Ärzte litt. Auch für ihn war der Gedanke nicht leicht, keine Nachkommen zu haben, doch er tat sein Bestes, um diesem wehmütigen Gedanken keine Macht zu verleihen.