
140 – Enttäuschte Mutterliebe
Leise summend deckte Milena Mathissen wie jeden Morgen liebevoll den Frühstückstisch für ihre Familie. Ein Lächeln spiegelte sich auf ihrem Gesicht, als sie den Geräuschen aus dem oberen Stockwerk des Reihenhauses lauschte. Wasser rauschte im Bad, wahrscheinlich duschte ihr Sohn Moritz. Leises Schimpfen drang aus dem Schlafzimmer, und Milena stellte sich vor, wie ihr Mann Henrik wieder einmal auf der Suche nach einer passenden Krawatte oder einer zweiten Socke war.
»Träumst du, Mama?« Das war Daria, Milenas Tochter aus erster Ehe, die ihre Mutter mit einem sanften Kuß zurück in die Wirklichkeit holte.
»Du hast mich aber erschreckt. Guten Morgen, mein Schatz. Setz dich. Möchtest du ein Ei?«
»Meine Güte, hast du dir wieder viel Mühe gemacht.« Ob des üppig gedeckten Tisches schüttelte Daria unwillig den Kopf. »Ist das wirklich nötig, daß du uns so verwöhnst? So wird Moritz nie erwachsen.«
»Das laß mal meine Sorge sein. Hier ist deine Brotzeit. Du kommst doch heute spät nach Hause.«
In diesem Moment kam Henrik in die Küche, mit offenem Hemd, die Krawatte um den Hals gehängt. Er war offensichtlich in Eile.
»Guten Morgen, Schatz.«