
205 – Es begann auf einem Kongress
Barbara Heinickes Beine konnten sich sehen lassen, doch dafür hatte Dr. Daniel Norden keine Augen. Sie stand auf nackten Füßen in seinem Sprechzimmer vor ihm, aber sein Blick war schnell wieder zu ihrem schmerzverzerrten Gesicht gewandert.
»Wie lange haben Sie diese Schmerzen schon, Frau Heinicke?«, fragte er.
»Ich habe sie schon öfter gehabt, aber noch nie so schlimm«, gab sie zu. »Im Urlaub wurde es dann ganz blöd. Ich konnte nicht mal mehr barfuß am Strand laufen. Aber Sie können ruhig Fräulein zu mir sagen, Herr Doktor, mir macht es nichts aus, wenn ich auch langsam ein altes Mädchen werde.«
»Na, na, na«, lächelte er, »nur nicht übertreiben.«
»Das sind doch sicher schon Verschleißerscheinungen«, sagte sie.
»Mir scheint es eher, dass Sie Einlagen tragen müssten, aber das muss ein Orthopäde entscheiden, und zum Glück haben wir doch einen recht guten in der Nähe.«
»Was, doch nicht den Schnabel? Zu dem geh’ ich nimmer.«
»Der hat seine Praxis doch aufgegeben, wissen Sie das noch nicht?«
»Nein, ich habe mich darum nicht mehr gekümmert. Der hatte doch von Tuten und Blasen keine Ahnung. Erinnern Sie sich nicht, dass ich mit meinem geschwollenen Bein dann zu Ihnen gekommen bin?«
»Aber sicher erinnere ich mich. Es stellte sich heraus, dass Sie sich einen Dorn eingetreten hatten.«
»Und Schnabel hatte behauptet, ich hätte mir den Fuß verstaucht«, seufzte sie. »Ob dieser Dorn schuld an den Schmerzen ist?«
»Bestimmt nicht«, widersprach Dr. Norden. »Aber ich werde Sie zu Dr. Rosen schicken. Er hat mich bereits überzeugt, dass er ein ausgezeichneter Orthopäde ist.«
»Wenn Sie es sagen. Mir wäre