
197 – Ich bin ja nicht allein
Im Jagdschlössl herrschte Hochbetrieb. Anja Rehberg saß mit glühenden Wangen an der Reception und wusste nicht, wem sie zuerst gerecht werden sollte, dem Telefon, das dauernd läutete, oder den beiden Gästen, die Auskünfte haben wollten.
Zum Glück kam Sepp Hoflechner, der Wirt, daher und nahm sich der ungeduldigen Dame an. Anja meldete sich am Telefon.
»Ja, Herr Dr. Rüding, entschuldigen Sie vielmals, aber bei uns geht es hoch her.«
Sie sah nicht, dass die Dame, die auf Sepp Hoflechner eingeredet hatte, plötzlich den Faden verloren zu haben schien. Sie lauschte.
»Ich werde den Chef fragen, einen Augenblick bitte«, sagte Anja, und dann: »Pardon, gnädige Frau, nur eine Frage an Herrn Hoflechner. Können wir für morgen Abend das Kaminzimmer für Dr. Rüding reservieren?«
»Das richten wir schon ein«, erwiderte Sepp Hoflechner. »Wie viel Personen?«
»Zwölf«, erwiderte Anja.
»Ist okay. Nun, gnädige Frau, was haben Sie zu beanstanden?«, fragte er dann die Dame, deren Alter schwer zu schätzen war. Ihr Gesicht war sehr glatt, zu glatt, wenn man die Hände betrachtete, und das tat Sepp Hoflechner. Er beurteilte die Menschen nach den Augen und Händen, nicht nach Kleidung und Schönheit. Aber schön war das Gesicht dieser Frau trotz der wie gemeißelten Züge nicht zu nennen.
»Muss der Hund immer frei herumlaufen?«, fragte sie mit hoher Stimme. »Ich bin schon mal von einem Hund gebissen worden.«
»Unser Wastl beißt doch nicht«, sagte Sepp. »Sie können unbesorgt sein. Es ist ein guter Wachhund, aber er würde niemals einen Gast angreifen.«
»Nun, wenn es so ist, werde ich doch noch zwei Tage bleiben«, sagte Stella