
194 – Sie glaubte an die wahre Liebe
Erhitzt und atemlos betrat Jessica Marten Dr. Nordens Praxis.
»Entschuldigung, ich habe mich verspätet, Loni«, sagte sie mit rauher Stimme.
»Macht doch nichts. Wir haben immer noch zu tun«, erwiderte Loni. »Sie sollten nicht so hasten, Jessica. Was macht der Hals?«
»Geht schon besser. Ist noch jemand im Wartezimmer?«
»Ein netter junger Mann. Er ist auch erkältet«, lächelte Loni.
Auf Jessica wartete allerdings eine Überraschung, als sie das Wartezimmer betrat. Der junge Mann sprang auf und starrte sie an. »Du, Jessi?« rief er aus. »Welch ein Zufall!«
»Ich bin baff«, staunte sie. »Ich denke, du bist in Afrika, Nico?«
»Bin auf Urlaub. Mein Großvater ist gestorben«, erwiderte er.
»Oh, das tut mir leid.« Jessica wußte nichts anderes zu sagen. Sie hatte auch gar nicht gewußt, daß Nico Al-brecht noch einen Großvater hatte. Ihr war nur bekannt, daß er mit seiner Mutter in recht bescheidenen Verhältnissen gelebt und sich sein Studium erarbeitet hatte. Sie selbst hatte bei Nico Nachhilfestunden in Physik und Chemie genommen und als Fünfzehnjährige sehr viel davon profitiert. Seither waren vier Jahre vergangen.
»Hast du dein Abi geschafft?« erkundigte er sich.
»Ganz prima sogar. Und zu dir müßte ich jetzt wohl Herr Doktor sagen.«
»Ach was, ich freue mich, daß wir uns mal wiedersehen, Jessi. Was fehlt dir?«
»Ich hatte eine Halsentzündung, und was fehlt dir?«
»Grippe. Der Klimawechsel ist mir nicht bekommen.«
»Und so sehen wir uns bei unserem guten Dr. Norden wieder, der mir damals auch den excellenten Nachhilfelehrer vermittelt hat. Es wird dich sicher freuen, daß ich Physik mit einer glatten Zwei abgelegt habe.«
»Fein, und wie war es mit