
187 – Heiratsantrag mit Hindernissen
Dr. Norden begleitete Hedwig von Danell in die Behnisch-Klinik, an das Krankenbett ihres sterbenden Mannes. Die alte Dame war fünfundsiebzig und hatte gerade erst eine Hüftgelenkoperation überstanden. Dennoch besaß sie einen eisernen Willen.
»Ich weiß, daß mein guter Fred sterben wird«, sagte sie.
»Achtzig Lebensjahre sind ein gesegnetes Alter, und er hat sich selbst immer gewünscht, daß ihm ein langes Leiden erspart bleibt, so wie ich es mir auch wünsche. Fünfundvierzig glückliche Ehejahre zählen und entschädigen für vieles, was vorher war.«
Dr. Norden horchte erstaunt auf. Was vorher war? Er hatte immer geglaubt, daß sie, diese Hedwig von Danell, ein stets zufriedenes, ja, sorgloses Leben geführt hätte, so voller Humor und Lebensfreude war sie stets gewesen, so harmonisch verlief das Leben in der schönen alten Villa, in der auch ihre Tochter Ilsabe mit ihrem Mann, Jonathan Marlow und dem Enkel Markus lebten. Eine wirklich vollkommene Familie, wie er gemeint hatte.
»Mein guter Fred«, sagte die alte Dame wieder, »er wird mir sehr fehlen, aber eines Tages werden wir wieder vereint sein. Vielleicht erlebe ich es noch, daß Markus eine liebe Frau findet, mit der er so glücklich wird, wie meine Ilsabe mit Jan, wie ich es mit Fred war. Solch ein Glück ist nicht jedem beschieden. Ich mußte leider die Erfahrung machen, daß es auch anders kommen kann«, fügte sie gedankenverloren hinzu.
Sie waren bei der Behnisch-Klinik angekommen. Dr. Norden half der alten Dame aus dem Wagen und geleitete sie zu dem Krankenzimmer. Sie mußte sich auf ihn stützen und zusätzlich noch auf einen Stock.