
184 – Erlöst aus dunkler Nacht
Fee Norden ließ keinen Blick vom Fernsehapparat, als Amelie Rittberg das Abendprogramm ansagte.
»Sie ist bezaubernd«, sagte Fee, »und dazu diese Stimme! Mich wundert es, daß man sie noch nicht zum Film geholt hat.«
»Sie wird nicht wollen«, sagte Daniel Norden trocken. »Und sie tut gut daran, sich weitgehendst zu schonen. Mich freut es sehr, daß sie nicht übermütig geworden ist.«
Amelie war ihnen wohlbekannt, doch nur die eingeweihten Ärzte wußten, daß mit den neuesten Erkenntnissen der medizinischen Forschung an ihr ein Wunder vollbracht worden war.
Es war nicht publik geworden, wenigstens nicht unter ihrem richtigen Namen. Sie hatte es nicht gewollt, denn sie hatte sich zu viele Jahre gewünscht, als ein ganz normaler Mensch leben zu können, und nun konnte sie es.
Amelie Rittberg war seit ihrem vierten Lebensjahr zuckerkrank gewesen. Sie hatte mit ihrer Krankheit leben und heranwachsen müssen. Vieles, was anderen Kindern selbstverständlich war, blieb ihr versagt. Sie hatte den einzigen Vorteil, daß ihre Eltern vermögend waren und alles für ihr einziges Kind taten, was menschenmöglich war und die Ärzte für ihre Entwicklung tun konnten.
Ihr Fall war mit dem eines anderen Patienten, der ebenfalls zuckerkrank war und den Dr. Norden schon lange behandelte, nicht vergleichbar. Clemens Martinus, dem Dr. Norden über schwerste Situationen hatte hinweghelfen können, lebte mit dem Insulin. Er wurde damit alt, aber Amelie war jung und trotz dieser Krankheit bildhübsch, und dazu mutig genug, an sich eine Operation vornehmen zu lassen, die äußerst riskant war. Dr. Norden hatte Zweifel gehegt und auch Bedenken geäußert, als sie vor zwei Jahren