164 – Das Leid, dass sie trennte
Dr. Günter Schwendt legte den Telefonhörer auf und schaltete die Sprechanlage ein.
»Marion, können Sie bitte zu mir kommen?« fragte er.
»Sofort«, tönte es zurück, und zwei Minuten später betrat seine Laborassistentin Marion Flemming sein Zimmer.
»Wenn es sich um die Befunde für Dr. Norden handelt, ich habe sie gerade abgeschlossen«, sagte sie.
»Und er hat mich gerade angerufen. Es ist eine dringende Sache.«
»Das kann ich mir denken«, nickte sie. »Schlimme Sache.«
Sie legte ihm die Karte mit den Ergebnissen auf den Schreibtisch. In Dr. Schwendts Institut für Laboratoriumsdiagnostik gab es keine persönliche Beziehung zu Patienten. Das waren Namen, die nur in Rechnungen aufgeführt würden. Die Schicksale, die dahinterstanden, waren schnell vergessen.
»Dr. Norden braucht die Befunde ganz dringend. Sie wohnen doch in der Gegend, Marion. Könnten Sie ihm den Schrieb persönlich vorbeibringen?«
»Gern«, erwiderte sie.
»Auf Sie ist wenigstens Verlaß«, sagte er mit einem tiefen Seufzer. »Ihr Zukünftiger ist zu beglückwünschen.«
Und er will bedauert werden, dachte Marion, aber damit meinte sie Dr. Schwendt, der mal wieder kundtun wollte, wie wenig Verlaß auf seine Frau sei. Aber sie hatte keine Lust, sich das anzuhören.
»Dann werde ich gleich fahren. Es ist sowieso schon siebzehn Uhr«, bremste sie sein Mitteilungsbedürfnis.
Das habe ich ja bald hinter mir, dachte sie frohgemut, als sie sich in ihren Wagen setzte, und wie wird er erst stöhnen, wenn ich kündige. Nun, immerhin hatte sie selbständig arbeiten können und auch gut verdient.
Marion war eine aparte junge Dame, wenn sie den weißen Kittel ausgezogen hatte, und ihr schönes kastanienbraunes Haar, das sie bei der Arbeit zu einem