
159 – Nur ein Mann für gute Tage?
Annedore Diehl blieb vor der Tür zu Dr. Nordens Praxis stehen und zögerte, auf die Klingel zu drücken.
Was soll es überhaupt, dachte sie, in diesem Fall kann er doch auch nicht helfen. Er wird mich nur für die böse Schwiegermutter halten, die dauernd etwas an ihrem Schwiegersohn auszusetzen hat.
Aber dann tat sich die Tür von selbst auf, und eine junge Frau kam heraus. Hinter ihr war Loni, Dr. Nordens Helferin erschienen.
»Guten Tag, Frau Diehl«, sagte sie freundlich, »kommen Sie nur herein. Heute haben Sie es ganz gut erraten. Es macht sich bemerkbar, daß Ferienzeit ist.«
Nun trat Annedore doch ein. Sie war eine schlanke, gutaussehende Frau von achtundvierzig Jahren, sehr gepflegt und apart gekleidet, und nur der bekümmerte Ausdruck in ihren schönen braunen Augen verriet, daß sie einen Kummer mit sich herumtrug. Loni wußte von diesem Kummer. Annedore Diehl war bereits seit vier Jahren Dr. Nordens Patientin, und vorher war ihr Mann von Dr. Norden betreut worden. Der Rechtsanwalt Dr. Diehl war vor vier Jahren an Magenkrebs gestorben. Zu spät hatte er sich in ärztliche Behandlung begeben, wie so manch anderer, der ersten Anzeichen keine Beachtung schenkte.
Es war ein schwerer Schlag für Annedore und ihre Tochter Sandra gewesen, und Loni meinte, daß Annedore Diehl den Verlust ihres Mannes noch immer nicht verwunden hatte. So war es wohl auch, denn oft dachte Annedore, daß manches doch wohl anders gekommen wäre, wenn ihr Mann noch leben würde.
Dr. Norden wußte allerdings sehr gut, was Annedore Diehl quälte. Zuerst hatte er allerdings tatsächlich angenommen, daß