
157 – Wie war es wirklich, Nicola?
Paradies nannten die Gebirgler das Tal, durch das Daniel und Fee Norden wanderten, und auch sie fanden es paradiesisch schön. Es war ein herrlicher Morgen, frisch, aber sonnig, und die Luft war so würzig, daß sie immer wieder ganz tief atmeten.
Die Kinder waren auf der Insel der Hoffnung in bester Obhut, und so konnten Daniel und Fee mal einen Tag in aller Ruhe und Besinnlichkeit genießen. So dachten sie jedenfalls, als sie nun bergan stiegen, der Sonne entgegen, unter deren Strahlen die Tautropfen auf den Wiesen wie Perlen schimmerten.
»Ganz schön anstrengend«, schnaufte Fee nach einer guten halben Stunde. »Ich bin nichts mehr gewohnt.«
»Wir können ja ausruhen«, meinte Daniel. »Wir haben Zeit, und talwärts geht es dann wieder leichter.«
Er suchte nach einem trockenen Platz. Fee hob lauschend den Kopf. »Der Wasserfall muß ganz in der Nähe sein«, sagte sie. »Paß auf, daß du nicht abrutschst, Schatz. Hier ist es ganz schön glitschig, nichts zum Niedersetzen.«
Aber Daniel hörte augenblicklich gar nicht zu, denn er hatte etwas im Gras entdeckt, was ihn stutzig machte. Es war ein Damenschuh, und der sah nicht so aus, als würde er schon lange dort liegen. Und auch Fee hatte plötzlich etwas entdeckt. Ein buntes Kopftuch mit Fransen. Ein ähnliches besaß sie auch.
»Das ist merkwürdig«, sagte Daniel. »Ein teurer, fast neuer Schuh...«
»Das Kopftuch ist auch nicht billig«, sagte Fee. »So etwas wirft man nicht achtlos weg.«
»Und da sind Schleifspuren«, fuhr Daniel fort. Sein Gesicht verdüsterte sich etwas, als er vorsichtig weiterging.
»Paß auf, da ist die Schlucht«, rief Fee