
156 – Ihr Gewissen ließ es nicht zu
Erst vor drei Monaten hatte die junge Kinderärztin Dr. Katja Höller ihre Praxis eröffnet, aber schon jetzt konnte sie sich über Zulauf nicht beklagen. Zum Glück hatte sie bald eine tüchtige Sprechstundenhilfe in der jungen Abiturientin Anke Braun gefunden, die Medizin studieren wollte und auf einen Studienplatz warten mußte.
Anke hatte die Gelegenheit beim Schopfe gefaßt und sich bei Katja vorgestellt, um die Zeit zu nutzen und erst einmal praktische Kenntnisse zu erwerben. Anke war knapp neunzehn und die älteste von fünf Geschwistern, ein sehr vernünftiges Mädchen, das ein Ziel hatte. So war Katja auch gewesen, und deshalb verstanden sie sich auf Anhieb.
Es gab viel zu tun in diesen Tagen. Die Windpocken gingen um, und auch einige Keuchhustenfälle traten auf. Dr. Katja Höller gewann wieder einmal die Erkenntnis, daß auch Impfungen nicht der Weisheit letzter Schluß waren.
Ein turbulenter Vormittag sollte einen aufregenden Abschluß bringen. Noch ahnte Katja nichts davon, denn Rosmarie Ebling war mit ihrem kleinen Sohn gekommen, und der war genauso temperamentvoll wie seine hübsche Mutter. Man mußte ihn ständig beschäftigen, um ihn untersuchen zu können.
»Gott sei Dank habe ich gute Nerven«, sagte die junge Mutter, »aber wenn unser zweites Kind da ist, werde ich Maxi wohl anbinden müssen.«
Der kleine, knapp zwei Jahre junge Maximilian Ebling schien das nicht lustig zu finden, er begann zu schreien. Katja beruhigte ihn mit einem Keks und der Spieluhr, die auf ihrem Schreibtisch stand.
»Was ich Sie schon immer mal fragen wollte, Frau Doktor«, sagte Rosmarie Ebling, als Maxi sich beruhigt hatte, »sind Sie eigentlich