
155 – Auf des Messers Schneide
Daniela Alberti zitterte am ganzen Körper, als sie Dr. Norden die Haustür öffnete.
»Flori hat hohes Fieber«, flüsterte sie, »sonst hätte ich Sie nicht so spät noch gerufen, Herr Doktor.«
Es war fast elf Uhr abends, aber Dr. Norden wußte, daß Daniela ihn nicht wegen einer Bagatelle aufgescheucht hätte. Sie war eine rücksichtsvolle, fast scheue Frau. Dr. Norden wußte allerdings auch, daß Rolf Alberti ein tyrannischer Mann war.
Der war allerdings wieder einmal nicht zu Hause, und als Dr. Norden den Jungen untersucht hatte, wußte er, daß er der ohnehin schon erregten Mutter einen neuen Schrecken einjagen mußte.
»Es ist der Blinddarm, Frau Alberti. Florian muß sofort in die Klinik.«
Daniela preßte die geballte Hand an die trockenen Lippen, aber das Aufstöhnen war dennoch zu vernehmen.
»Helfen Sie ihm, bitte, helfen Sie ihm«, flüsterte sie tonlos. »Er ist doch alles, was ich habe.«
Natürlich war sie erregt und völlig fertig mit den Nerven, aber diese Worte erschreckten Dr. Norden doch, denn tiefste Verzweiflung tönte da mit.
Er rief den Krankenwagen herbei. »Wollen Sie mitfahren, Frau Alberti?« fragte er.
Sie nickte und wischte schnell die Tränen fort, die über ihre Wangen rollten.
»Ich fahre voraus. Flori wird in die Behnisch-Klinik gebracht und dort auch operiert. Sie dürfen sich jetzt nicht so aufregen.«
»Sie wissen ja nicht, wie es bei uns zugeht«, murmelte sie tonlos. Aber da kam schon der Krankenwagen. Florian wurde auf die Trage gebettet. Daniela bot ein Bild, das den Arzt erschütterte. »Wenn ich Sie nicht hätte«, flüsterte sie, dann stieg sie in den Krankenwagen.
Er fuhr voraus. Die Klinik war