
154 – Und wäre die Liebe nicht
»Wir gehen jetzt, Mami!« schallte es durch das Haus, und Georgia Schilling sprang von ihrem Schreibtisch auf. Sie stolperte fast, so hastig lief sie in die Diele.
»Wohin geht ihr?« fragte sie ihre Töchter Nadine und Jessica.
»Wir haben dir doch gestern schon gesagt, daß wir zu einer Party eingeladen sind«, erwiderte Nadine ziemlich schnippisch. »Dein Gedächtnis läßt auch schon nach.«
Ja, sie hatten es gesagt, Georgia erinnerte sich. Aber an diesem Tag war soviel auf sie eingestürmt, daß sie es vergessen hatte.
Sie nahm sich zusammen und beherrschte sich, obgleich der schnippische Ton von Nadine ihr keineswegs gefallen hatte. »Darf ich fragen, wo diese Party stattfindet?« preßte sie zwischen den Zähnen hervor.
»Bei Kai«, erwiderte Jessica, »du kennst ihn doch, Mami.«
»Er feiert seinen einundzwanzigsten Geburtstag«, fügte Nadine hinzu. »Und falls dein Gedächtnis dich ganz im Stich lassen sollte, er heißt mit Nachnamen Jennings, und sie wohnen in der gleichen Straße wie die Nordens. Außerdem bin ich zwanzig, und du brauchst dich nicht so anzustellen, wenn wir abends ausgehen.«
Georgia straffte sich. »Wie stelle ich mich denn an?« fragte sie.
»Ziemlich spießig«, erwiderte Nadine.
»Sei doch nicht so«, sagte Jessica leise. »Mami meint es doch nicht böse.«
»lch wünsche euch viel Spaß«, sagte Georgia müde. Ja, sie war sehr müde.
»Papa wird ja wohl auch bald kommen«, sagte Jessica. »Er wird sich ja für die Forschung nicht ganz aufarbeiten wollen.«
»Keine Diskussionen mehr, Jessi, mir hängen sie zum Halse heraus«, sagte Nadine, und gleich darauf fiel die Tür ins Schloß.
So ist das Leben, dachte Georgia, man hat es mir ja vorausgesagt,