
153 – Was niemand sonst vollbrachte
Wenn Fee Norden für einen besonderen Anlaß ein ganz besonders schönes Kleid brauchte, suchte sie die Modeschöpferin Melanie Dittmar auf. Fee konnte sicher sein, daß diese ihr einen Freundschaftspreis machte, und das nicht nur, weil Fee eine so besonders aparte Frau war, für die man mit Begeisterung arbeitete.
Melanie hatte Dr. Norden viel zu verdanken. Er hatte sie durch eine gezielte Behandlung von einem Schilddrüsenleiden ohne Operation kuriert, das ihr psychisch mehr zu schaffen gemacht hatte als physisch. Und vor dem Chirurgen hatte Melanie eine heillose Angst gehabt.
Vielleicht war Melanies Krankheit auch schuld daran gewesen, daß ihre Ehe in eine so schwere Krise geraten war, die dann die Scheidung zur Folge hatte. Sie hatte sich von ihrem Mann, dem Bauunternehmer Vinzenz Dittmar, unverstanden gefühlt. Sie hatte sich auch unausgefüllt gefühlt, als die einzige Tochter Susanne den Kinderschuhen entwachsen war und oft die Partei des Vaters ergriffen hatte. Sie wollte wieder in den Beruf zurück, den sie des Kindes wegen aufgegeben hatte, sie wollte ihre Talente nützen. Das hatte ihrem Mann nicht gepaßt. Sie hätte das wahrhaftig nicht nötig, und was sollten die Leute denken, hatte er gesagt. Keiner hatte nachgegeben. Und seit der Scheidung vor sechs Jahren hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt.
Das wußte Fee Norden, und wenn sie es auch nicht ganz verstehen konnte, so meinte sie doch, daß reife Menschen wissen müßten, was sie tun. Vinzenz Dittmar, der ebenfalls ein Patient ihres Mannes war, besaß ihre Sympathie genauso wie Melanie. Ihr tat nur Susanne leid, die zwischen den